Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Doch was ist das schon wieder? Eine Erfindung der katholischen Kirche? Ein abstrakter Begriff, der mit meinem Leben nichts zu tun hat? Brauche ich nicht, interessiert mich nicht? Ganz im Gegenteil. Was der Heilige Geist ist und was er bewirkt, verrät der aus Neunkirchen am Brand stammende Priester Michael Polster, der in Berching, im Bistum Eichstätt Seelsorger ist.
FG: An Pfingsten kommt der Heilige Geist herab. Geist wird oft mit Intellekt gleichgestellt. Heißt das nun, die Menschen werden klüger?
Michael Polster: In einer gewissen Weise schon. Der Heilige Geist ist der Beistand Gottes, ein Helfer, der den gesamten Lebensweg begleiten soll. Doch sollte man dabei nicht nur an Wissen denken, sondern tiefer gehen. Eine Gabe des Hl. Geistes ist die Weisheit und das ist weit mehr, als Intellekt oder Klugheit. Wenn wir uns Gott und seinem Geist öffnen, dann sehen wir mehr und tiefer, als wir es mir der menschlichen Sicht auf die Dinge gewohnt sind.
FG: Andere Menschen haben mit dem Begriff Heiligen Geist keinen Bezug mehr. Ist das wirklich nur ein Begriff aus der Bibel, aus der angeblich so verstaubten Bibel oder ist der Heilige Geist im Alltag da und vor allem wichtig?
Michael Polster: Der Heilige Geist ist nicht nur ein Begriff, sondern eine der drei göttlichen Personen. Er ist keine Erklärung eines Zustandes, sondern göttliche Kraft, die mein Leben durchwirken soll. Der Heilige Geist sollte daher ganz fest zum Alltag gehören. Denn gerade im Alltag braucht es ihn am nötigsten: bei Entscheidungen, die man jeden Tag trifft. Wichtig ist er in der Hinsicht, dass er bei manchen Dingen auch einen gesunden Abstand bzw. Überblick braucht.
Der Heilige Geist wirkt dort, wo man ihm Raum lässt. Man muss es zulassen, z.B. wenn man bei wichtigen Entscheidungen eine Nacht über etwas schläft und jene Situation mit ins Gebet nimmt – dort, in der Ruhe kann er wirken.Er ist ein Alltagshelfer.
FG: Was ist eigentlich der Heilige Geist? Gibt es da Unterscheidungen? Welche?
Michael Polster: Der eine Heilige Geist ist Gott, so wie Gott Vater und Gott Sohn – diese Dreifaltigkeit gehören untrennbar zusammen. Er ist der „Herbeigerufene“ der Beistand Gottes, wie wir ihn von Jesus selbst verheißen bekommen haben: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26)
Es gibt nur den einen Geist Gottes, der sich uns schenkt, der unser Leben durchwirken und beleben möchte. So wie auch am Anfang der Schöpfung. Dieser Geist Gottes ist, es, der alles lebendig macht.
FG: Woran erkennt man, das Wirken des Heiligen Geistes?
Michael Polster: Dem Heiligen Geist werden verschiedene Gaben zugesprochen:
Weisheit, Erkenntnis, Einsicht, Rat, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
Diese Gaben sollen Früchte im Leben bringen. Der Apostel Paulus beschreibt sie so:
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung[…]. (Gal 5,22)
Der Hl. Geist bringt also eine gute und lebensbejahende Ordnung ins Leben. Darum muss man aber bitten und immer wieder hinein ins Gebet nehmen.
FG: Brauchen ihn auch Menschen, die mit der Kirche und der Religion nichts am Hut haben bzw. wirkt er auch bei diesen Menschen? Wie?
Michael Polster: Der Heilige Geist findet Wege auch zu Menschen, die nicht glauben.
„Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh 3,8)
Schon in der Bibel wird davon gesprochen, dass er sich allen Menschen schenkt. Der Geist Gottes braucht Menschen, die so den Willen Gottes in der Welt verwirklichen.
FG: Der Heilige Geist ist Teil der Dreifaltigkeit. Ist er also einzigartig für die katholische und evangelische Religion?
Michael Polster: Der Heilige Geist lässt sich nicht in Konfessionen oder Religionen aufteilen.
Er ist da. Er ist Wirklichkeit – auch wenn man nicht an ihn glaubt.
Der eine, dreifaltige Gott ist der einzige Gott für alle Menschen.
Er ist schon immer da, noch bevor sich Religionen entwickelt haben oder sich Gott dem Menschen offenbart hat.
FG: Wie bringt der Mensch den Heiligen Geist wieder in den Alltag?
Michael Polster: Zunächst sollte man sich bewusst machen, dass man im Leben vieles geschenkt bekommt. Nicht alles schaffen wir aus eigener Kraft oder mit den eigenen Händen. Viele Dinge werden einem geschenkt oder fallen einem zu. Wir können uns ebenso auch nicht gegen alles was uns im Leben widerfährt absichern. Wir brauchen also in allem Gott und seinen Beistand. Er ist das A und O. Dieses Vertrauen nach oben macht uns offen für Gottes Gaben und eben auch für seinen Geist, den er jeden Tag schenkt.
Herzlichen Dank für das Interview. Im nächsten Beitrag zeigt uns der Priester Michael Polster Beispiele in Beispielen aus dem Alltag wie uns der Heilige Geist unterstützt.
