Am 4. September, also heute, wird den Opfern der T4 Aktion gedacht. An diesem Tag begannen die Ermordungen von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Etwa 300 000 Menschen und 5000 Kinder wurden durch die T4 Aktion umgebracht. (4)
Aktion T4 ist eine Abkürzung und steht für die Aktion Tiergartenstraße 4, einer Straße in Berlin. In dem Büro im Haus Nr. 4 wurden die Morde an den Menschen mit Behinderungen geplant.
Diese Bezeichnung erhielt die Aktion erst nach dem Krieg. Vorher hatte sie den Namen „Aktion Gnadentod“ (1)
Kranke und behinderte Menschen wurden als Last betrachtet, weil sie Unterstützung brauchten und oft nicht arbeiten konnten.
Die Ärzte, die das Todesurteil fällten, haben die behinderten und kranken Menschen nicht gesehen, nur einen Fragebogen, in dem festgehalten war, ob die Möglichkeit bestehe, von der Krankheit oder Behinderung zu gesunden und ob sie wieder arbeiten werden könnten.
Das Nein war das Todesurteil.
Den Familienangehörigen wurde erzählt, die Betroffenen seien in einer Pflege- oder Heilanstalt. Tatsächlich aber war es eine Tötungsanstalt und die Menschen wurden mit der Giftspritze umgebracht. Die Eltern oder Angehörigen erhielten einen Brief mit dem Hinweis an natürlichem Herzversagen oder Lungenentzündung oder ähnlichem verstorben zu sein.
Auch in den Lebensborn Heimen – dort sollten unverheiratete Frauen arische Kinder bekommen, gab es Kinderabteilungen. Neun dieser Heime gab es in Deutschland und in den Kinderfachabteilungen wurden über 5000 Kinder mit Behinderungen getötet.
Warum? Weil sie der Gesellschaft auf der Tasche lagen, weil sie als wertlos betrachtet wurden. Weil Erbkrankheiten ausgerottet werden sollten…. Weil sie als „unnütze Esser“ betrachtet wurden und um Platz in den Krankenhäusern zu schaffen. Schließlich wurde der Platz bald für die verwundeten Soldaten gebraucht. (2)
Warum hat die Kirche nicht gehandelt?
Doch, es gab Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, die aktiv Widerstand leisteten. Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen zum Beispiel. Andere haben nur amtsintern protestiert, nichts davon öffentlich gemacht. (3)
Grund dafür war unter anderem, dass in evangelischen Krankenhäusern freiwillig zum „Gesetz zur Verhütung von Erbkrankheiten“ mitgemacht wurde und zwangssterilisiert wurde, zum anderen auch daran, dass die katholische Kirche beispielsweise erpresst wurde, aufgrund von Missbrauch durch Priester und katholische Heimleiter.
Letztendlich konnte das alles auch nur passieren, weil die Menschen weggeschaut haben und die Kranken und Behinderten als Last betrachtet wurden. Als finanzielle Last. Denn der Krieg hatte Not gebracht und jeder ist sich selbst der Nächste.
Aber: NIEMAND ist wertlos.
1= Wikipedia Philipp Bouhler
2= Der Standard „Die grauenhaften Verbrechen des Doktor Karl Brandt“
3= Deutschlandfunk „Zögerlicher Protest – Die Kirchen und das NS Euthanasieprogramm“
4= Lebenshilfe „Menschen mit Behinderung in der NS-Zeit“
