Liebe Leser,
unser Pfarrer Wolfgang Kuntze i.R. zeigt in seiner Predigt auf, dass der Egoismus die Ursache allen Übels ist. Das beginnt bereits im kleinen Umfeld, in der Beziehung und der Familie. Egoismus kann überwunden werden. Wie, auch das zeigt Pfarrer Kuntze hier auf.
Den Egoismus, die Ursache allen Übels, überwinden
Ein polnischer Zeichentrickfilm schildert: Ein Mann baut ein Haus. Er setzt sich geruhsam in seinen Garten. Da kommt ein anderer. Er begrüßt ihn freundlich und bietet ihm einen Willkommenstrunk an. Dem neuangekommenen gefällt die Gegend. Er baut neben das erste Haus ein neues, das ein Stockwerk höher ist. Der erste Hausbesitzer fühlt sich übertroffen. Er reißt sein Dach ab und baut zwei Stockwerke dazu. Das sieht der andere, der nun seinerseits sein Haus erhöht. Es setzt ein wilder Wettkampf ein. Die Häuser wachsen schwindelerregend in die Höhe. Zu guter Letzt lehnt sich der eine Nachbar von seinem Balkon zu dem anderen hinüber. Sein Haus ist ein Stück höher. Doch sein Haus wankt, fällt auf das andere und beide Nachbarn stürzen mit ihren Häusern in die Tiefe.
Durch diesen Film wird uns auf anschauliche Weise gezeigt, wie Egoismus Menschen in seinen Bann ziehen und ins Verderben stürzen kann. Schon zu Beginn der Bibel war es die Selbstsucht, die die ersten Menschen sich gegen Gottes Willen auflehnen ließ und die beglückende Gemeinschaft mit Gott zerstörte. Es war die Ichsucht, die Kain zum Brudermörder werden ließ.
Nicht anders ist es in der Geschichte der Menschheit.Denken wir an die Ursache für Kriege und Gräueltaten. Auch die Gegenwart liefert uns hierfür viele Beispiele. Und wenn wir auf unser eigenes Leben schauen, auch da können wir feststellen: Im Gegensatz zur gesunden Selbstliebe, ist die Ichsucht die Wurzel allen Übels. Sie zerstört Ehe und Familie, Verwandtschaft und Nachbarschaft, Gemeinde und Volk, ja sogar Völkergemeinschaften.
Manche werden vielleicht sagen: „Gegen den Egoismus kann man nichts machen. Jeder ist sich doch selbst der Nächste.“ Doch gerade Jesus hat uns durch seine Lehre und sein Leben gezeigt, wie der Egoismus überwunden werden kann. So sagt er uns im Evangelium: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ Selbst seine Feinde sagten: „Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen.“ Aber durch diese Haltung hat er die Wurzel allen Übels, die Ichsucht besiegt.
Auch sollten wir bedenken: Das Entscheidende, was der Mensch für sein Leben braucht, nämlich Anerkennung und Vergebung, Liebe und Freude, all das kann sich niemand selber geben. Solche Werte müssen wir uns schenken lassen. Und das setzt voraus, dass es Menschen gibt, die Anerkennung und Vergebung, Liebe und Freude schenken.
Hierbei sollen wir das Vertrauen haben, dass unsere Anstrengungen nicht umsonst sind, selbst wenn wir viel Undank ernten. Wenn auch dieser Weg, den uns Jesus weist und den er uns vorausgegangen ist, eng und schmal ist, so ist es doch der einzig richtige Weg, dem Bösen in unserer Welt zu begegnen.

Text: Pfarrer Wolfgang Kuntze
Foto: Petra Malbrich