Karfreitagsprozession in Neunkirchen am Brand

Der Richter der Welt wird vom Menschen gerichtet. Zum Tode verurteilt und ans Kreuz genagelt. Das ist unglaublich. Und doch musste es sein, sonst hätten wir im Kreuz kein Heil. Das ist die Botschaft des Karfreitags. In Neunkirchen am Brand findet dazu jährlich die Prozession mit elf lebensgroßen holzgeschnitzten Figuren statt. Gebetet wird seit den 70er Jahren der Kreuzweg. In den Jahren vorher wurde der schmerzhafte Rosenkranz gebetet. Die Prozession in Neunkirchen am Brand ist neben der in Lohr am Main die einzige in Deutschland mit lebensgroßen Figuren. Und trotzdem gibt es zwischen beiden einen enormen Unterschied: In Neunkirchen am Brand reihen sich die Zuschauer in die Prozession ein und laufen und beten mit. Jedes Jahr kommen -je nach Wetter- zwischen 3000 und 5000 Gläubige in die Marktgemeinde, um an Jesus Leidensweg teilzunehmen. Getragen werden die oft über 100 Kilo schweren Figuren von Männern und Jugendlichen aus den zur Gemeinde gehörenden Ortsteilen. Nur das Hohe Kreuz wird immer von den Zimmermannsleuten getragen. Die Ministranten führen die Prozession an, mit einem Kreuz an dem Jesus Marterwerkzeuge sind. Ein Vorbeter betet die Stationen, die Gläubigen antworten, es wird auch gesungen und dieser Gesang musikalisch durch den Musik- und Trachtenkapelle begleitet. Mit jeder Darstellung des Leidens Christi wächst die Bedeutung von Karfreitag. Wie das Schwert in der Darstellung „Jesus liegt im Schoß seiner Mutter“ sticht es im Herzen der Gläubigen. Für den Menschen hat Jesus all diese Qual und das Leid erduldet. Wozu? Um uns zu retten. Sind wir das wirklich wert, frage ich mich so manches Mal? Gerade wenn man den Alltag, den Krieg nicht nur zwischen Ländern, sondern bereits in der kleinen Gemeinschaft erlebt. Eine Gesellschaft, die immer mehr verroht. Kinder bringen Kinder um. Es wird gemobbt, geneidet und immer mehr egoistisches Verhalten herrscht vor. Wenn sich schon manche Menschen fragen, warum das so ist, was muss sich dann unser Herr denken? Sind wir es also wirklich wert? Offensichtlich, sonst hätte es keinen Karfreitag gegeben und für uns kein Heil durch das Kreuz. Vielleicht sollten wir anfangen, dafür zu danken, indem wir uns gottgefällig verhalten.

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