
Weltgebetstag der Frauen (WGT) klingt für kirchenferne Menschen zunächst entfremdend, bringen sie es doch mit Beten in Verbindung. Natürlich wird auch gebetet für die bedürftigen Menschen, doch in erster Linie steht ein großes Hilfsprojekt hinter diesem Tag. Jedes Jahr sind es die Frauen, die auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme des ausgewählten Landes oder der Länder aufmerksam machen und versuchen, Abhilfe zu leisten. Dieses Jahr stehen England, Wales und Nordirland im Fokus des WGTs.
Dass gerade diese Länder unter Armut leiden, ist für viele neu. Trotzdem: „Die Armut in England, Wales und Nordirland ist groß“, sagt Katharina Wittenberg, die WGT Koordinatorin und Beauftragte für das Dekanat Gräfenberg und Forchheim. „14 Millionen Menschen leben unter der Armutsgrenze“, sagt Wittenberg, die im Kontakt mit den WGT Frauen aus aller Welt und gerade den betroffenen Ländern steht. Viele leben von einem Mindesteinkommen, das gerade einmal 450 englische Pfund beträgt. Die Leute können ihre Mieten nicht mehr bezahlen, immer mehr müssen auf der Straße leben. „Von 2008 bis 2019 ist die Zahl der Tafeln von 29 auf 2.000 gestiegen“, sagt Wittenberg. Gerade der Brexit hat die Armut und weitere Probleme verschärft. Die genannten Zahlen sind längst überholt. Nicht nur die Armut steigt, auch im Gesundheitssektor werden die Probleme immer größer. Und auch in diesen Ländern gibt es häusliche Gewalt an Frauen und die erdrückende Einsamkeit, die ältere Menschen erleben. Auch hier fehlen Krankenschwestern. Was davon der Pandemie geschuldet ist und was dem Brexit, wird sich noch zeigen. Jedenfalls sieht die Mehrheit der Bevölkerung eine Verschlechterung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation. Gerade die Nordiren waren gegen den Brexit und möchten, dass Deutschland davon weiß.
„Zukunftsplan Hoffnung“ lautet deshalb der Titel des WGTs. Mit dem gespendeten Geld soll den Bürgern diese Hoffnung in Form von Hilfeleistung für gezielte Projekte gegeben werden. Doch auch andere Länder werden mit dem Geld unterstützt. Langfristig durch Projekte wie Bildung oder kurzfristig, um überleben zu können. Doch zurück zu England, Wales und Nordirland. Wie konnte die einstige Weltmacht England so in die Armut rutschen? Dazu erzählt Katharina Wittenberg ein wenig aus der Geschichte der einstigen Kolonialmacht England.
Besiedelt war die Insel bereits von den Römern, den Phöniziern, den Kelten, germanischen Angelsachsen, den dänischen und norwegischen Wikingern und den Normannen aus Frankreich. Mit den Römern kam das Christentum nach England. „Lange danach wurde England stark und nachdem die Spanier ihre Weltmacht abgegeben hatten, übernahm sie England und wurde das größte Weltreich, das es je gab“, sagt Katharina Wittenberg. Und weiter: „Hatte Kaiser Karl V. gesagt: „In meinem Reich geht die Sonne nicht unter“, nachdem es die Ausdehnung von Lateinamerika bis zu den Philippinen erlangt hatte, so wurde das Vereinigte Königreich durch das Einnehmen von Kolonien noch viel größer. Auf allen Kontinenten hatte das Vereinigte Königreich Kolonien erworben, aus denen es viel Nutzbares herausholte. Aus den Kolonien raubte Großbritannien Rohstoffe. Die damit gefertigten Produkte wurden in England hergestellt und mit reichlich Gewinn in den Kolonien wieder verkauft“, erzählt Wittenberg. Die indische Baumwolle wurde in den britischen Spinnereien zu Kleidung verarbeitet und dann wieder – mit Gewinn – nach Indien verkauft. Am offensichtlichsten wurde die Vormachtstellung Englands ab Mitte des 18. Jahrhunderts. „Als Königin Viktoria 1837 den Thron bestieg, übernahm sie ein ziemlich intaktes Reich. Sie ließ beispielsweise in British Guyana große Kirchen bauen. Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde es wirtschaftliche Weltmacht und von London aus regiert. Vor allem im Stahl- und Schiffsbau war England ganz vorne.
Seit den 70er Jahren ist auch dies rückläufig. Die großen Siedlungskolonien Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika erhielten nach dem 1. Weltkrieg ihre Selbständigkeit. Nach dem 2. Weltkrieg musste Großbritannien die USA als Weltmacht akzeptieren“, sagt die WGT Beauftragte. Das Empire war Geschichte und England reihte sich zu den „mittleren“ Mächten wie Frankreich, Deutschland, Japan und Italien. In den 70er Jahren wurde England Mitglied der EU. Bis zum Brexit 2020. „Eine Rolle spielt auch der Dienstleistungssektor. Bildung ist in England kostenlos. Aber durch die Pandemie geraten die Ärmeren immer öfter in Not. Für home schooling fehlen die Laptops und Computer“, sagt Wittenberg.
Katharina Wittenberg hat noch interessante Informationen über England gesammelt. Diese Informationen gibt sie uns dankenswerterweise nun hier im Überblick:
England ist mit 55 Millionen Einwohnern das größte dieser drei Länder. Dem folgt Wales mit drei Millionen Einwohnern und Nordirland mit zwei Millionen Einwohnern.
England ist nicht gleich Großbritannien. Großbritannien wird von England, Schottland, Wales und Nordirland gebildet und auch „Vereinigtes Königreich“ (United Kingdom) genannt. Die Republik Nordirland ist selbständig.
Religionen: 50 % Christen; 38 % (anglikanisch = Church of England) 12 % römisch- katholisch / 2 % presbyterianisch / 2 % Methodisten/ 1 % Baptisten / 30 % konfessionslos, aber auch 0,5 % Juden, 6 % Islam, der ständig wächst, / Hindus / Buddhisten / Sikkismus und andere.
Die Queen: steht an der Spitze einer weltweiten Kirche. Warum das so ist, geht auf den König Heinrich VIII. zurück. Das ist der König mit den vielen Frauen. Um wieder heiraten zu können, hätte er sich scheiden lassen müssen. Doch das ging nicht, der Papst erlaubte das nicht. Also brach König Heinrich 1534 mit dem Papst, wandte sich von der römisch katholischen Kirche ab und gründete eine eigene Kirche – die anglikanische Kirche – mit sich als Oberhaupt. Das hat sich bis heute nicht verändert. Der regierende König oder die Königin ist das Oberhaupt dieser Kirche.
Der Unterschied zur katholischen Kirche: Kein Papst, verschiedene Glaubensgrundsätze der katholischen Kirche sind geändert und es gibt eine „High-Church“ als auch eine „Low-Church“. Unterschiede: High-Church ist die sakramentale, episkopale (bischöfliche) Kirche, im Gegensatz die Low-Church, die dem Protestantismus näher steht. (Verkündigung). Queen Elizabeth II hat ihren Glauben immer gelebt und der ist, je älter sie wurde, immer mehr zum Ausdruck gekommen. Aus der Weihnachts-Ansprache 2017: „ Milliarden von Menschen folgen heute der Lehre Christi und finden in ihm das Licht, das sie durch ihr Leben leitet. Ich bin eine von ihnen, weil das Beispiel Christi mir hilft, den Wert kleiner Taten zu schätzen, die mit großer Liebe getan werden, egal wer sie tut und was diese Person selbst glaubt“.
Mit kleinen Taten kann jeder helfen, die Not und die Probleme in den WGT Ländern zu lindern. Durch den Besuch der WGT Gottesdienste, die in vielen Pfarreien stattfinden.

Fotos: Weltgebetstag