Brief an Gesundheitsminister Lauterbach
Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Prof. Dr. Lauterbach,
mit Ihrem Amtseid haben Sie geschworen, Ihre Kraft dem deutschen Volk zu widmen und Schaden von ihm abzuwenden.
Davon haben ich und viele andere Bürger, die auf die Asthmamedikamente Aarane und Allergospasmin angewiesen sind, leider noch nichts bemerkt. Im Gegenteil. Viele von uns werden mit der nicht adäquaten Alternative kränker, weil es eben keine Alternative ist. Das ist Körperverletzung und deshalb fordere ich, beenden Sie die Lieferengpässe, hören Sie damit auf, diese den Apothekern in die Schuhe zu schieben und beenden Sie den Preiskampf der gesetzlichen Krankenkassen, die selbst Ärzte zwingen, die beiden Sprays Aarane und Allergospasmin nicht zu verschreiben, andernfalls holen sie sich das Geld vom Arzt zurück. All das ist das Ergebnis einer desaströsen Gesundheitspolitik.
Als Mediziner sollten Sie selbst wissen, dass Aarane und Allergospasmin – ein wirksames, gut verträgliches deutsches Produkt – alternativlos sind. Unsere Apotheker wissen das.
Diese beiden Medikamente sind eigentlich in der Asthmatherapie die Nummer eins, haben sie doch mit der Mastzellenstabilisation einen einzigartigen Wirkmechanismus und sind somit für verschiedene Asthmaarten geeignet, ohne Nebenwirkungen zu haben, im Vergleich zu anderen Medikamenten. Es ist vor allem das Mittel zur Prävention. Ein Mittel, das gerade in der Pollenzeit dringend benötigt würde, aber seit Februar nicht lieferbar ist. Bis November sollen die Lieferengpässe anhalten. Das sind neun Monate und von kurzfristigen Engpässen kann da nicht mehr die Rede sein.
Nun allerdings müssen die Patienten – auch Kinder und Jugendliche – Medikamente nehmen, die einen Akutanfall lösen, obwohl sie den nicht haben und nicht hätten, wenn Aarane und Allergospasmin wieder lieferbar wären. Vor allem haben diese Medikamente viele Nebenwirkungen, die Aarane und Allergospasmin nicht haben. Diese beiden Mittel sind praktisch nebenwirkungsfrei.
Die Alternativen, die seit Jahren als Basistherapie bei Asthma verschrieben werden, haben durchaus schwere Nebenwirkungen. In meinem Bekannten- und Familienkreis sind Jugendliche durch die „Alternativmedikamente“ gezwungen, bereits blutdrucksenkende Mittel zu nehmen, denn Bluthochdruck, Schweißausbrüche und Herzstechen, sind Nebenwirkungen der Alternativsprays. Selbst in der Packungsbeilage wird darauf hingewiesen, dass es nach Anwendung der Sprays zu ungeklärten Todesfällen kam. Eine tolle Alternative, die nun jeder nehmen soll, weil es Allergospasmin und Aarane – die Mittel zur Prävention- nicht gibt?
Mag sein, dass viele Patienten die Alternativen gut vertragen. Aber es gibt viele, die diese nicht vertragen. Ein Asthmatiker ohne sein passendes Medikament – das geht nicht. Das ist Körperverletzung.
Noch schlimmer ist, dass gesetzliche Krankenkassen nicht wollen, wenn Ärzte ihren Patienten eines der beiden alternativlosen Sprays verschreiben, da sie in der Herstellung teurer sind als die billigeren Sprays, die leider nicht jedem helfen und enorme Nebenwirkungen haben.
Die AOK beispielsweise lehnt öffentlich die Verschreibung der beiden Sprays ganz ab und droht ihren Ärzten im Fall der Nichtbeachtung Geld einzubehalten. Die Sparmentalität bei der Gesundheitspolitik und die der gesetzlichen Krankenkassen „zwingen“ Ärzte, Medikamente zu verschreiben, die nicht jeder Patient für sich wählen würde.
Begründet wird es damit, dass einer der beiden Wirkstoffe in Aarane und Allergospasmin frei verkäuflich ist und ein Kombipräparat wenig zielführend sei. Doch sofern der frei verkäufliche Wirkstoff erhältlich ist, hat auch dieser Zusatzstoffe, die möglicherweise nicht jeder verträgt. Interessanterweise wird jedoch bei den Mitteln zur Asthmatherapie gerade auf Kombipräparate gesetzt, um nicht zwei verschiedene Mittel einnehmen zu müssen. Ein Widerspruch in sich.
Die Beitragszahler, die inzwischen jährliche Beitragserhöhungen hinnehmen müssen, sollten allerdings selbst entscheiden dürfen, ob sie ein Mittel der Prävention nehmen oder sich die harte Dosis zumuten wollen/müssen.
Mittel zur Prävention unterliegen dem Sparzwang, während Mittel zur Hormonbehandlung für Geschlechtsumwandlungen bezahlt werden? Wer soll das noch verstehen?
Das ist so als würde man Gipsbinden nicht mehr liefern, weil der Knochen schief zusammenwachsen könnte und man stattdessen gleich zur Amputation rät.
Unter diesem Hintergrund stehen manche Lieferengpässe in einem ganz anderen Licht. Denn warum sind weder Aarane noch Allergospasmin fast ein Jahr lang nicht lieferbar? Und das seit fast vier Jahren in schöner Regelmäßigkeit? Sicher mag die unsichere Versorgungskette nach Asien ein Grund sein. Mehr aber liegt die Vermutung nahe, dass es politisch gewollt ist, um kostensparend zu handeln. Wenn das Medikament nicht lieferbar ist, wird sich der Patient mit einem anderen zufrieden geben müssen. Dass Patienten aber daraufhin eine gesundheitliche Verschlechterung in Kauf nehmen müssen, was mit dem Präventivmedikament nicht der Fall wäre, wird billigend in Kauf genommen. Ebenso die Angst der Menschen vor einem erneuten Engpass. All das schränkt die Lebensqualität ein. Wer kommt für den Verdienstausfall der Bürger auf, die wegen dem fehlendem Präventivmedikament krank werden und nicht arbeiten können? Oder gar zum ungeklärten Todesfall werden? Sollte nicht jeder Arzt und Patient frei entscheiden dürfen, welches Medikament er braucht und dieses auch lieferbar sein?
Mit den Apothekern haben Sie nun einen Schuldigen benannt. Laut Ihren Aussagen sind es die Apotheker, die sämtliche Medikamente zurückhalten, um ihre Honorarforderungen durchsetzen zu können. Wenn einer nicht für die Lieferengpässe verantwortlich ist, dann sind es unsere Apotheker vor Ort.
Für unsere Apotheker ist der Kunde am wichtigsten. Egal wann wir in der Apotheke nachfragen, die Apothekerinnen und Apotheker und ihre Mitarbeiter sind immer bemüht, alles Machbare umzusetzen. Unermüdlich recherchieren sie bei den Herstellern, Großhändlern und Partnerapotheken, wann ein Medikament endlich wieder erhältlich ist. Sobald nach Monaten endlich eine Packung eingeht, sind es unsere Apotheker, die uns Bürger sofort informieren. Wenn wir durch „Alternativ“-Medikamente zu krank geworden sind, sind es die Apotheker, die unsere Medikamente bis zur Haustüre liefern. Es sind unsere Apotheker, die mit uns Patienten leiden, weil sie uns die Medizin nicht aushändigen können, die wir brauchen. Und es sind unsere Apotheker, die für jeden einzelnen so vorausschauend planen, handeln und bevorraten, dass nicht bereits bei Beginn eines Engpasses die Reißleine gezogen werden muss. Doch bei einem Dreivierteljahr Engpass ist jeder Vorrat längst aufgebraucht und neu zu bevorraten ist unmöglich, da die Wartelisten erst bedient werden müssen und dann ein erneuter Engpass vor der Tür steht.
Wie sollen Apotheker den Versorgungsauftrag leisten, wenn Sie nicht endlich die Grundlagen dafür schaffen? Sorgen Sie für sichere Lieferketten, beenden Sie die desaströse Politik und den Sparzwang, den Patienten durch gesetzliche Krankenkassen ausgesetzt sind, sich mit Medikamenten behandeln lassen zu müssen, die ihm nicht gut tun und die er deshalb nicht will.
Sorgen Sie dafür, dass der Versorgungsauftrag geleistet werden kann und die Menschen frei entscheiden und gesund werden dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Malbrich