Adventskrimi zum Mitraten in vier Teilen

Teil 2

Adventskrimi Teil 2:

Adventskrimi Teil 2:

„In jungen Jahren hatte ich ein angespanntes Verhältnis zu meinem Vater“, gab Johann bei der Einzelbefragung zu. Kommissar Prosa hob fragend die Augenbraue. „Er wollte, dass ich Betriebswirtschaft studiere, um den Betrieb führen zu können. Ich aber wollte Kunst studieren. Das Malen ist meine Leidenschaft und die Bilder sind durchaus brauchbar“, erklärte Johann und deutete zu den Bildern an der Wand. Anerkennend nickte Kommissar Prosa. „Ihr Freund Gregor Schmitt, mit dem Sie gestern Abend unterwegs waren, studierte demnach ebenfalls Betriebswirtschaft oder Kunst“, fragte Prosa. „Er studierte Kunst, hat seinen Traum verwirklicht und stellt seine Bilder sogar in namhaften Galerien aus“, sagte Johann. „Gab es mit Ihrem Vater Ärger, weil Sie eigentlich andere Pläne für Ihre Zukunft hatten“, hakte Prosa nach. „Anfangs schon“, gestand Johann, „denn meine Zensuren sprachen deutlich, dass es nicht mein Fach war. Entlastet wurde ich erst, als meine Schwester Gesine heiratete und deren Ehemann Joachim diese Arbeit übernahm. Er ist Betriebswirt und kümmert sich um die komplette Buchhaltung“, meinte Johann. „Was arbeiten Sie“, wollte Prosa wissen. „Ich unterstütze ihn. Doch Joachims Arbeit in der Firma gab mir den Freiraum, doch meiner Malerei nachzugehen. Dafür kümmerte ich mich um Vater, als dieser nicht mehr gesund genug war, den täglichen Firmengeschäften nachzugehen. Seitdem hat sich unser Verhältnis entspannt“, erzählte Johann. „Sie trafen gestern Ihren Studienfreund. Wann und wo war Treffpunkt?“ „Gegen 19 Uhr sind wir von hier losgefahren, um rechtzeitig im Kino zu sein. Danach sind wir ins Restaurant und schließlich war ich gegen 1 Uhr wieder zu Hause. Wir hatten uns noch eine Flasche Rotwein gegönnt“, erklärte Johann. „Ihre Nachbarin meinte, Sie seien zwischendurch noch einmal zurückgekommen. Zumindest hat Sie Ihr Auto gesehen“, sagte Prosa. Johann stutze. „Das kann nicht sein. Wir sind mit Gregors Auto gefahren. Ich habe mein Auto überhaupt nicht benutzt“, meinte Johann. „Haben andere Leute einen Schlüssel für Ihr Auto?“ Johann brauchte nicht lange zu überlegen. „Nein. Aber meine Schlüssel hängen immer am Schlüsselbrett im Flur. Wer wusste, dass ich nicht zu Hause war, hätte sich den Schlüssel nehmen und das Auto bewegen können“, erklärte Johann. „Gregor, die Bedienung, jeder könnte bezeugen, dass ich für keine Sekunde gefehlt habe“, meinte Gregor. Kommissar Prosa nickte. „Im Moment habe ich keine weiteren Fragen. Würden Sie bitte Ihren Bruder Anton zu mir bitten“, sagte Prosa. Kurz darauf betrat der jüngste Sohn des Millionärs das Wohnzimmer. „Sie lieben klassische Musik“, fragte Prosa. Anton nickte. „Früher habe ich selbst gespielt. Saxophon und Klavier. Doch unser alter Herr hatte für unsere Vorlieben nur wenig Verständnis“, sagte Anton. „Sie wollten Ihre Musik beruflich ausüben“, hakte Prosa nach. „Natürlich. Ich war am Konservatorium und spielte in einem Orchester. Doch unser alter Herr meinte, unser Platz sei in seiner Firma. Dass seine Nachkommen andere Fähigkeiten hatten und diese gerne gelebt hätten, das akzeptierte er nicht. Weder bei Johann, noch bei Gesine oder mir“, schilderte Anton. „Johann hatte Glück, dass Gesines Ehemann genau den Beruf ausübte, den unser Vater für Johann vorgesehen hatte. Ich hatte weniger Glück und musste mir Marketing aneignen. Seine Wünsche habe ich respektiert. Aber Spaß macht mir der Job nicht. Es ist eben mein Broterwerb und der alte Herr hatte mich gut bezahlt“, sagte Anton. „Ihr Vater war sicher erleichtert, dass sich seine Kinder in der Firma einbrachten. Immerhin leben alle gut von den Gewinnen, die erwirtschaftet werden. Allerdings haben Sie das Radiokonzert gestern doch nicht in Ruhe genießen können. Sie haben es unterbrochen und sind zu Ihrem Vater gefahren, um anschließend mit Johanns Auto wegzufahren. Sie wurden dabei beobachtet. Warum haben Sie das getan“, fragte Prosa. Anton lachte auf. „Das konnte nur Anne, die Nachbarin gesehen haben“, sagte Anton. „Sie hängt dauernd am Fenster“, fügte er an. „Vielleicht hatte sie Sorge um Ihren Vater, der ja zugleich Annes Schützling war“, meinte Prosa. „Nein. Das ist sicher nicht der Grund. Egal. Ja, ich wollte zu meinen Vater. Manchmal, wenn ich Klassik höre, werde ich wütend auf meinen Vater. Mein Leben hätte ganz anders verlaufen können, wenn dieser Tyrann nicht darauf bestanden hätte, dass wir unser Leben nach seinen Vorstellungen leben müssen. Doch als ich bei ihm ankam, schlief er bereits im Fernsehsessel. Er hatte mich nicht gehört. Johann war ausgegangen und da nahm ich seinen Autoschlüssel und fuhr los. Eigentlich wollte ich Johann suchen, um ihn meine Meinung zu sagen. Ich hatte schon etwas getrunken, weshalb ich gleich wieder umgekehrt bin, das Auto parkte und wieder nach Hause fuhr“, erklärte Anton. „Was wollten Sie Ihrem Bruder sagen“, fragte Prosa. „Dass er es wieder einmal geschafft hatte, dass andere seine Arbeit erledigten und er seine Lebensvorstellungen umsetzen konnte. Immerhin kümmert sich Joachim um die Buchhaltung, während Johann bequem zu Hause saß, malte und dem Alten nur hier und da ein wenig Honig um den Mund streichen musste.“ „Sie sagten Gesine konnte ebenfalls nicht tun, was sie wollte“, meinte Prosa. „Was hätte denn Ihre Schwester gerne beruflich ausgeübt“, fragte Prosa. „Gesine wäre gerne Köchin geworden. Ein eigenes Restaurant war ihr Traum. Stattdessen musste sie Vaters Sekretärin sein und das war sicher kein schönes Arbeiten. Schließlich hat sie das Handtuch geworfen. Da sich Joachim so sehr engagierte, war es unserem Vater egal, dass Johann und Gesine sich kaum mehr in der Firma blicken ließen“, erklärte Anton. Kommissar Prosa nickte. „Im Moment habe ich keine weiteren Fragen. Würden Sie bitte Ihre Nachbarin, die Krankenschwester Anne zu mir bitten?“

Foto: Laura Nyhuis auf unsplash

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