Predigt von unserem Pfarrer Wolfgang Kuntze i.R.
Keiner von uns weiß, wann er sterben wird. Es kommt also aufs Leben an. Das zeigt leider oft, dass der Mensch sehr egoistisch handelt und nicht bedenkt, dass jedes Verhalten auch Folgen für die Mitmenschen hat. Negative Folgen für Menschen, die überhaupt nichts dafür können. Nicht selten ist das der Grund, dass Menschen fordern Gott solle das Böse gleich bestrafen. Warum tut er das nicht? Warum soll man dann gut handeln? Ist man dann nicht der Dumme, während andere egoistisch sind und trotzdem alles zu haben scheinen? All diese Fragen beantwortet unser Pfarrer Kuntze in seiner Predigt, die er Frankengedanken zur Verfügung gestellt hat.
Pfr. Kunzte:
Mit dem Gleichnis vom Feigenbaum erinnert uns Jesus an die Langmut Gottes mit unseren Schwächen, aber auch daran, dass es eines Tages zur Umkehr zu spät sein kann. Wer seine Bekehrung hin[1]ausschiebt, kann die Stunde der Rettung verpassen. Dies wollte Jesus jenen sagen, die ihm empört von der Gräueltat des Pilatus berichteten.
Auch uns kann die Stunde des Todes unvermutet treffen. Und dann zählt nur, was vor Gott wertvoll ist und ob wir durch Jesus gerettet werden. Jesus greift mit der Antwort an die Berichterstatter die jüdische Anschauung auf, dass Leid und Unglück Folgen der Sünde sind. Doch er verneint einen direkten Zusammenhang zwischen dem Schicksal des einzelnen und dessen Lebenswandel. Auch wir können am Beispiel der Krankheit Aids sagen: Es steht niemandem zu, bei einem Aids[1]kranken von einer Strafe Gottes zu reden. Dann müssten auch alle Zügellos-Lebenden an Aids erkranken und Unschuldige müssten von dieser Krankheit verschont bleiben. Aber diese Krankheit ist für die ganze Menschheit eine eindringliche Mahnung, mit der Treue und einem geordneten sittlichen Leben ernst zu machen.
Jesus sagt ein andermal: „Gott lässt regnen über Gute und Böse.“ D.h.: auf Erden gibt es beim einzelnen noch keine ausgleichende Gerechtigkeit. Nur für die ganze Menschheit gibt es einen Zusammenhang zwischen Schuld und Leiden. Das Verhalten jedes Menschen hat deshalb für die Gesamtheit Folgen, die auch Unschuldige treffen. Deutlich wird dies zum Beispiel bei Umweltsünden. Der Umweltsünder kann sich oft den Schäden, die er verursacht, entziehen, während andere zu Schaden kommen. Wir sehen dies z.B. an einem Menschen, der schädliche Mittel in einen Bach lässt oder irgendwo in der Natur wegwirft. Diese Zusammenhänge zwischen Verursacher und Geschädigten werden vielen einleuchten.
Schwerer ist es schon, die schädlichen Auswirkungen auf andere zu sehen, wenn ein Mensch keine Liebe zu Gott hat und sich vor ihm nicht verantwortlich weiß. Wie sich ein gestörtes Verhältnis zu Gott auch auf die Beziehung zum Mitmenschen schädlich auswirkt, wird manchem nicht einleuchten. Wenn Bäume ihre Blätter verlieren und absterben, dann folgert fast jeder, dass es dafür Ursachen geben muss. Warum suchen so wenige nach Ursachen, wenn Menschen sich ungeliebt, sich unglücklich, einsam oder verlassen fühlen. Es wäre falsch, die Schuld gleich den Geschädigten zuschieben zu wollen. Haben wir nicht bei den Umweltsünden gesehen, wie Menschen unter dem Unverständnis anderer leiden können? So müssen Ursachen für Schäden in falschen Verhaltensweisen vieler gesucht werden. Und eine Hauptursache liegt sicher in der mangelnden Liebe zu Gott. Er ist die Sonne, die Wachstum, Gedeihen und menschliche Wärme schenkt. Wo nun der Mensch in der Liebe zu Gott und in der Hinwendung zum Menschen seine Selbstliebe ein[1]grenzt und in die rechte Bahn lenkt, dort kann wahre Liebe, Verständnis, Friede und Freude gedeihen.
Mancher mag nun am Verhalten Gottes Anstoß nehmen, wenn Gott zulässt, dass Unbeteiligten durch anderen Schaden zugefügt wird. Warum bestraft er nicht die Schuldigen sofort und verschont nicht die Unschuldigen. Wir können die Gedanken Gottes nicht erraten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Gott uns zum Gutsein nicht mit sofortiger Strafe zwingen will und dass er auf unsere Liebe wartet. Sollten wir nicht auch mit allen anderen Menschen mitfühlen und alles unter[1]lassen, womit wir ihnen Leid bereiten, und dafür alles tun, dass sie froh und glücklich sind. Nehmen wir daher den Ruf und das Angebot Jesu zur Umkehr ernst. Zuletzt werden nicht jene die Törichten sein, die anderen geholfen und sie froh gemacht haben, sondern jene, die nur an sich gedacht und auf andere keine Rücksicht genommen haben.
