„Findet diese Woche ein besonderer Kongress statt“, fragte Moni, die Bedienung des Cafès und Restaurants „Konferenz“ ihre Kollegin. „Der Mann dort hinten erscheint mir seltsam. Ich frage mich, wo er herkommt. Jedenfalls verstehe ich ihn nicht und die Dame am Tisch gegenüber, die in der blauen Bluse, scheint auch belustigt zu sein. Jedenfalls lacht sie immer in seine Richtung“, fügte Moni erklärend an. „Vielleicht findet sie ihn einfach nett und möchte ihn kennenlernen“, antwortete Sonja schulterzuckend. „Wie redet er denn“, wollte Sonja noch wissen.
„Die Sprache habe ich noch nie gehört“, meinte Moni, nahm ein Tablett und brachte das Kaffeekännchen und ein Stück Marmorkuchen zum Tisch Nummer 3. „Donku“, meinte der Herr, der mit einem anderen in ein Gespräch vertieft war. Moni schüttelte den Kopf. Meinte er sie mit dem Wort oder hatte sie sich nur verhört oder unterhielten sich die beiden über eine Doku, die gestern Abend im Fernsehen lief. „Darf es noch etwas sein“, fragte Moni höflich. „Non. Vurmuton Su Zummor“, fragte der Mann noch zu Monis Leidwesen. „Tut mir leid, ich spreche Ihre Sprache nicht. Können Sie das bitte auf Deutsch oder Englisch wiederholen oder mir aufzeichnen, was Sie benötigen“, fragte Moni höflich. Die Frau in der blauen Bluse am Tisch gegenüber lachte. „Einen Kaffee“, sagte sie zu Moni.
Die Kellnerin nickte, nahm das gebrauchte Geschirr mit und brachte das Gewünschte. „Danke“, sagte die Frau und lauschte wieder dem Gespräch der beiden Männer am Tisch gegenüber. „Wa geht es zam Kangress“, wollte nun die Frau von Moni wissen. Moni glaubte das Wort Kongress erkannt zu haben. „Zum Kongress“, wiederholte Moni fragend. Die Frau in der blauen Bluse nickte. Seltsamer Dialekt, dachte Moni und beschrieb ihr den Weg. „Danke“, meinte die Frau und ging.
„Könnun wor huto on Stuok hobun“, fragte der Mann erwartungsvoll. Denn kurz nachdem die Frau in der blauen Bluse das Restaurant verlassen hatte, verließen auch die beiden Herren das Restaurant. „Es tut mir leid, ich verstehe Ihre Sprache immer noch nicht“, meinte Moni nun leicht verärgert. Die beiden Männer schauten sich an, lachten und der kleinere der beiden nahm eine Speisekarte und deutete auf das Gericht Steak Stroganoff. „Selbstverständlich können Sie ein Steak Stroganoff haben, das ist Tagesgericht“, meinte Moni höflich. „Oguntloch müsste us Boothuvon hosun“, meinte der größere der Herren grinsend, bevor beide Männer vor Lachen prustend das Restaurant verließen und wie die Dame in der blauen Bluse Richtung Kongresshalle liefen.
„Solche Idioten. Die machen sich glatt über mich lustig“, schimpfte Moni. „Nur weil ich ihre Sprache nicht verstehe“, ärgerte sich Moni weiter. „Jetzt verstehe ich dich. Also, ich habe die Sprache auch noch nicht gehört und das Benehmen der Herren ist sehr unschön“, meinte Sonja. „Aber die Dame in der blauen Bluse scheint die Herren zu verstehen“, fügte Sonja an. „Natürlich. Sie spricht genauso bescheuert“, meinte Moni. Nun lachte auch der ältere Herr am Fenster. Professor wurde er genannt, da er Sprachwissenschaften an der Uni unterrichtet hatte. Vor seiner Pensionierung. „Die Damen und Herren Sprachwissenschaftler tagen ein paar Tage für ein Experiment. Sie möchten erforschen, wie sich Mann und Frau noch unterhalten können und ob sie sich überhaupt noch verstehen können, wenn jede Gattung die Sprache anpasst. Ihrer Meinung nach sind die Selbstlaute a, e und i weiblich, o und u hingegen männlich. Das Experiment geht dahin, dass Frauen beim Sprechen die männlichen Selbstlaute durch weibliche ersetzen und umgekehrt. Danke klingt bei der Frau dann wie gewohnt. Der Mann hingegen ersetzt das A und das E und so wird ein „Donku“ daraus und so weiter“, erklärte der Professor.
„So ein Unsinn. Als hätten wir keine anderen Probleme auf dieser Welt als die Buchstaben in feminin und maskulin zu unterscheiden und zu ersetzen. Und was machen die „Normalen“, fragte Moni. „Na wartet, meine Damen und Herren Sprachexperimentler“, fügte Moni kampfeslustig an. Pünktlich am Ende der Tagung kamen die beiden Männer und die Frau in der blauen Bluse ins Restaurant Kongress, um ihr Steak Stroganoff, das eigentlich Beethoven heißen müsste, da die Tagung in Bonn stattfand, wie Moni inzwischen übersetzt hatte, zu bestellen. „Onsur Stouk butto. Zwou“, meinte der kleinere der beiden und schmunzelte. Auch die Dame in der blauen Bluse beobachtete erwartungsvoll die Kellnerin. Moni zog ihren Block aus der Schürze, nickte, notierte und fragte dann: „Wlchs Gtrnk mchtn S dz?“ Verdutzt schauten die Herren und die Dame Sprachwissenschaftler zu Moni. „Ach wissen Sie. Wir sind weder feminin noch maskulin, sondern mittondrin und wir kommen gänzlich ohne Selbstlaute aus“, erklärte Moni süffisant.
Foto und Text: Petra Malbrich

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